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Ethischer Individualismus und Obrigkeitsgehorsam. Zu einer Problematik im Drama und Leben Gerhart Hauptmanns in den Jahren 1914-1946
Ethischer Individualismus und Obrigkeitsgehorsam. Zu einer Problematik im Drama und Leben Gerhart Hauptmanns in den Jahren 1914-1946. Göttingen: Cuvillier Verlag, 1998 (monografija)
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Naslov
Ethischer Individualismus und Obrigkeitsgehorsam. Zu einer Problematik im Drama und Leben Gerhart Hauptmanns in den Jahren 1914-1946
(On Ethical Individualism and Obedience to Political Regimes in Drama and Life of Gerhart Hauptmann 1914-1946)
Autori
Uvanović, Željko
Vrsta, podvrsta i kategorija knjige
Autorske knjige, monografija, znanstvena
Izdavač
Cuvillier Verlag
Grad
Göttingen
Godina
1998
Stranica
151
ISBN
3-89712-065-8
Ključne riječi
ethischer Individualismus; deutsche Geschichte 1914-1946; G. Hauptmanns Dramen und Tagebücher; Obrigkeitsgehorsam
(ethical Individualism; German History 1914-1946; G. Hauptmanns dramas and diaries; obedience to political regimes)
Sažetak
Die vorliegende Arbeit hat versucht, das dramatische Werk und das Leben Gerhart Hauptmanns vom Standpunkt des ethischen Individualismus zu erhellen und dabei auf die Gründe für Distanzierung vom Kollektiven wie auch für Annäherung an die Träger der Obrigkeitsmacht hinzuweisen. Das reichlich vorhande, zum Motivkreis Individualismus bzw. Gehorsam gehörende Beweismaterial legt nahe, dass man statt von Diskrepanz zwischen der dichterischen Aussage und dem Leben des Autors letzten Endes eher vom Einklang die Rede sein sollte. Der ethisch gesinnte Hauptmannsche Individuum unternimmt letzten Endes alles, was realisierbar ist und in eigenem Interesse steht - und trägt dafür individuelle Verantwortung. Das Kollektivum, das sich zu einer moralischen Handlungsweise nicht bewegen lässt, überlässt er der Wirkung des in dieser Arbeit mehrmals besprochenen "Bumerang"-Effektes. Irrationalität, Eros und Reinkarnationsgedanke raten von jeglicher öffentlicher Intervention ab. Die Einmischung in die irdischen Angelegenheiten wird des weiteren durch die Einsicht gelähmt, dass Diesseits als die im Sinne des gnostischen Dualismus verstandene diabolische Hälfte des Ganzen darstellt. Die Doppelbödigkeit, die Verkehrtheiten der Welt, die boshaften politischen Künste und die angeborene Bestialität des Menschen scheinen diese Einsicht zu bekräftigen. Leider blieb Hauptmann auch in der Holokaust-Zeit seiner Passivität und seinem Pessimismus treu. Sein öffentlicher Protest blieb aus. Ob dies aber von einem 80jährigen Greis zu erwarten war?
Izvorni jezik
Ger
Znanstvena područja
Filologija
Napomena
Magistarska teza na Filozofskom fakultetu u Zagrebu 1998. Mentor: prof. dr. sc. Marijan Bobinac RECENZIJE: 1. Dr. Peter Delvaux (Univ. Utrecht) Zeljko Uvanović sucht Hauptmanns Verhalten von der Aussage der Dramen her unter dem Gesichtspunkt des ethischen Individualismus zu verstehen. Nachdem er diesen Begriff sowie dessen Spannungsverhältnis zum Obrigkeitsgehorsam referierend umrissen hat, hebt er patriotischen Nationalismus von chauvinistischem ab, mit welchem ethischer Individualismus nicht mehr vereinbar ist. Der Zeitraum seit 1914 umfaßt den I. Weltkrieg, die Weimarer Republik und den NS-Staat und demgemäß ist die Arbeit eingeteilt ; auch dem letzten Lebensjahr sind einige Zeilen gewidmet. Die Dramen werden im Zusammenhang mit ihrer Entstehung in einer dieser Perioden besprochen. Über manches mag man streiten, so über die Tragweite des Titels Der weiße Heiland und über die Frage, wem Montezumas Schlußworte gelten ; und Indipohdi bleibt schwer deutbar. Die Interpretation des Veland scheint zunächst Wilhelm Emrich zu folgen, hebt aber dann auf die Bedeutung Ketills ab, wie ja ohnehin die Frage sich stellt, wohin Veland sein Flug führen werde. Der vielfältige Zusammenhang von Herbert Engelmann mit den Zeitereignissen wird herausgearbeitet ; das unvollständige Zitat aus dem 1. Korintherbrief des Paulus (l5:32b) bzw. Jesaja (22: 13b) durch Major Riedel dürfte bittere Ironie sein, selbst wenn Hauptmann seinen eigenen Lebensstil derart durch einen Banausen glossieren lassen sollte. Die Frage nach Zeitbezogenheit und Zukunftsahnung in Vor Sonnenuntergang wird beantwortet mit dem Hinweis auf Verrohung der Werte, Pervertierung des ohnehin unzulänglichen Rechtswesens und das Bild der Schweiz als Zufluchtsort ; die dem Verhalten Clausens vor seinem Sturz eigentümliche persönliche Tragik wird hervorgehoben, sein Rückzug in einen dann immer noch nicht sicheren Lebenskreis und in die Innerlichkeit zu des Dichters eigener Einstellung in Beziehung gesetzt ebenso wie die von Prof. Geiger ausgesprochene Schwierigkeit, "den Baum aus dem Boden zu nehmen, in dem er fünfund¬ vierzig Jahre oder länger seine Wurzeln verbreitet hat". Die ausführliche Besprechung von Hamlet in Wittenberg macht ohne Absicht klar, warum das Drama weder als Vorspiel zu Shakespeares Tragödie noch für sich Erfolg haben konnte. Merkwürdig ist insbesondere der vom Autor herausgestellte durchgehende Zug der Titelgestalt zu pessimistischer Resignation inmitten von Tollheit und Verwirrung, während Hauptmanns vorangehende Bearbeitung des Hamlet - die leider immer noch viel zu wenig beachtet wird - insbesondere durch Übertragung der Szene IV 5 von Laertes auf den Titelhelden diesem eine aktivere Rolle zuweist. - Die Erörterung der Atriden-Tetralogie hebt auf die Befreiung des Individuums vom Erbfluch ab. Die Flucht ins Innere und in die enge Sicht ist den Dramengestalten verwehrt (vgl. S. 113). "Die uralte Idee über die Vergänglichkeit und den Untergang aller materiellen Werte in Zeiten der Not" wird mit rücksichtslosem Materialismus in Verbindung gebracht, der zu solcher Not führt. Das wichtigste Instrument der Demagogie und der dynamischste Antrieb der Menge gegen Ende des Dramas von Aulis ist denn auch Raubgier (vgl. S. 119). Das entscheidende Moment für Orests Entsühnung ist wohl die heroische Zerstörung der schlimmen taurischen Kultstätte im Auftrag des delphischen Orakels, zu dem er von dort mit Kultbild und Priesterin zurückkehrt, wahnsinnig von den Strapazen und der Ahnung wer die Priesterin sei. Der Grund für deren Freitod bleibt ein schwieriges Problem. In den mit großer Belesenheit durchgeführten Betrachtungen der drei Zeitabschnitte werden auch Tagebuchnotizen angeführt. Man liest größtenteils anderes als in anderen Veröffentlichungen, wobei Rez. sich an eigene Lektüre der Aufzeichnungen erinnert. Sie lassen an Hauptmanns Abscheu vor dem Kriege keinen Zweifel. Am 26. Nov. 1918: "Gott war, indem er sich Wilhelms II. bediente, gegen uns". Die Folgen der Verarmung weiter Kreise des Bürgertums durch die Inflation für Kultur und Staatsverständnis werden skizziert mitsamt der bewiesenen Einflußlosigkeit von Schriftstellern und Künstlern wie Heinrich Mann und Käthe Kollwitz, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Frage nach dem rechten Verhältnis zwischen Kultur und Politik. Die Verkennung der in Hitlers Machtübernahme enthaltenen Gefahr war allgemein, wenngleich es Ausnahmen gab. Im II. Weltkrieg war Rückzug ins Innere, Nutzung bescheidenster kultureller Freiräume inmitten der allmählich sich vollziehenden und alle mitreißenden Katastrophe ein weit verbreitetes Verhalten, wobei Offenherzigkeit auch in kleinem Kreise, wie sie Hauptmann sich durchaus erlaubte, lebensgefährlich sein konnte. Der Autor sieht Anselo und Wyk in Magnus Garbe, Arnesohn in der Winterballade , Prospero in Indipohdi als Identifikationsfiguren des Dich¬ ters in den Wirren dieser Welt, in der die Justiz das Recht beugt - wie in Vor Sonnenuntergang, wo der tragische Held sehr vieles vom Dichter hat - und die Autorität Unheil stiftet - wie in Dorothea Angermann. Harsche Kritik an den zu wesentlichen Teilen von den Alliierten herbeigeführten Zuständen im Deutschland der zwanziger Jahre führt den Autor dazu, den Spielraum für mitgestaltende Verantwortung des einzelnen Bürgers in der Weimarer Republik gering einzuschätzen. Der Rückzug aus der bösen Welt liegt dann nahe, Hauptmann konnte sich dafür auf den alten Goethe berufen. In Rapallo 1933: "Eine Eremitage für stille Arbeit ist heute mein einziges Ziel". Aber wozu Arbeit? Wovon Rapallo und den heimischen Haushalt bezahlen? Und die Verbindung zu seinem Volke wie zu seiner Heimat wollte Hauptmann ja nicht lösen. Die Richtung weist Paulus im Römerbrief (13: 1) ; "der Gehorsam [wird der Obrigkeit geleistet] nur im Schatten des Glaubens an den endgültigen Sieg des Guten und des Jen¬ seits" (S. 103). Aber wenn die Herrschenden selber ihre Unfähigkeit zur Politik erweisen - Hamlet in Wittenberg, Montezuma, Prospero, um von Bösewichtern nicht zu reden - dann zeigt sich erst die gesamte Aussichtslosigkeit. "Zähmung der Triebe" würde für Amaru in Indipohdi bedeuten, daß er nicht nach der Tyrannis strebt, und für Hamlet, "ein schlichter Mensch und Mann [vielleicht gar Mönch zu werden], der [...] weltfern lebt und sonst nichts will". Vergleicht man die Enttäuschung von Hamlets Kommilitonen mit der von Hauptmanns Freunden, so ist der Dichter salviert. Insbesondere im Hinblick auf Iphigenie in Delphi ließe sich jedoch fragen, ob nicht Orest mit dem Reich seiner Ahnen (vgl. S. 121f.) "einen neuen Bau errichte]", was ja schon Hamlet bei seiner Rückkehr nach Dänemark vorschwebt (S. 106). Der Autor setzt seine breiten historischen Kenntnisse zur Skizzierung der Zeitumstände ein, in die sich der Dichter als Bürger gestellt sah und in denen er seine politische Verantwortung an den Möglichkeiten seiner Wirksamkeit maß. Dieser methodische Ansatz ist sehr zu begrüßen, nachdem uns die Auswertung unveröffentlichter Bruchstücke, isolierter Fragmente, hingeworfener Verse, privater Notizen in großen und öffentlichen Äußerungen in geringer Zahl zur Bekundung der Bravheit ratloser Germanisten in einem Vierteljahrhundert scheiternder Weltanschauung vorgeführt worden ist. Über Einzelheiten ist zu diskutieren, aber dafür bietet die Arbeit ja eine Grundlage. Amersfoort Peter Delvaux DEUTSCHE BÜCHER. Forum für Literatur. Ur. Ferdinand vaon Ingen et al. God 30 (2000), sv. 2-3, str. 145-148. 2. Prof. dr. Philip Mellen (Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg) Zeljko Uvanovic. Ethischer lnditndualismus und Obrigkeitsgehorsam: Zu einer Problematik im Drama und Leben Gerhart Hauptmanns in den Jahren 1914-1946. Göttingen: Cuvillier Verlag, 1998. 151 pp. ISBN 3-89712-065-8 As followers of Gerhart Hauptmann research know, the controversy over his role in the Nazi era is a heated one. There were originally two schools of thought on the subject: those who viewed the poet as having been negligent in his political duties as one of Germany's most prestigious, and therefore influential writers, and those who pointed out his age, physical condition, and psychological inability to abandon his beloved homeland. Since the late 80's early 1990's, however, a third group has emerged that has striven to put aside the bickering of Vergangenheitsbewältigung and the politically correct thinking of the "postmodernists" to direct its efforts toward producing an integrated picture of Hauptmann, one that takes into account fairly the ever increasing amount of material being uncovered in his notebooks and diaries as it applies to his life and works ; in other words, a group that endeavors to be objective in its appraisal of him. Uvanovic belongs to the latter, as is indicated in the explanation of his approach, where he tells us that both the "haßerfüllte" contributions as well as those meant to honor the poet will be ignored in his investigation of Hauptmann's struggle to remain an individual while giving the state its due (p. 14). The chronological progression in Hauptmann's ethical development is apparent as presented in the analyses of the following dramas: Magnus Garbe, Die Winterballade, Der weiße Heiland, lndipohdi, Veland, Herbert Engelmann, Dorothea Angermann, Vor Sonnenuntergang, Hamlet in Wittenberg, and Die Atriden-Tetralogie. Each work, Uvanovic demonstrates clearly, serves as a mirror of Hauptmann's mindset at the time of writing. Magnus Garbe reveals the horror and helplessness of man in the face of evil collective power, and forces the author to conclude that only obedience to it can save him and his family. Die Winterballade presents us with the poet's doubts as to the efficiency of the institution (state-army) that is responsible for justice, and how, therefore, our only hope lies with a cosmic power (p. 34-35). Der weiße Heiland deals with the tragedy of a ruler, Montezuma, who suffers from the ill oral decay of his times and is thus helpless to contribute to positive change ; Hauptmann's solution for the ethical individualist is a retreat into silence (p. 45). lndipohdi, perhaps one of the most complex of Hauptmann's works, concentrates on the relativity of a people's morality and how it leads to violence and destruction ; here the poet's answer is a mystical, stoical wilhdrawal (p. 57). In the bloody Veland, a rebel against God demonstrates the futility of a revenge against tyranny that is best left to God. Herbert Engelmann shows us a society in which pacifistic intervention is fruitless since man honors Thor and Wotan rather than Jesus (p. 87). Dorothea Angermann makes it clear that only patience in the face of the world's suffering can save the individual. Once again in Vor Sonnenuntergang Hauptmann expresses his strong distrust of the justice system: Clausen must die as a result of his inability to compromise and his underestimation of the danger that surrounds him (p. 84). The individual, Hamlet in Wittenberg tells us, has no choice but to resign himself to and pull back from this most cruel of worlds ; the ethical man will lose in a confrontation with dionysian powers. Die Atriden-Tetralogie, the last of Hauptmann's plays, is prophetic in its theme of a younger war-and-postwar generation's successful attempt to free itself, as individuals, from the heredity curse of national determinism. In the above works, Uvanovic gives us a believable, well-researched portrait of an artist, a poeta vates, in conflict with a "bestial" (a word used often in the study) society bent on absorbing the individual and thus stifling personal, ethical development. The literary analyses are integrated into the portrait by means of capsules elucidating Hauptmann's socio-political opinions at the time he wrote each of the works. The result is a congruous study that lets the material speak for itself, a rarity in our times. As careful and thorough as Uvanovic is in his documentation, one error in dating must be noted, an error which affects the interpretation of pieces after 1901, especially since asceticism and resignation play a pivotal role in Hauptmann's works: the poet's first contact with Buddhism was on 13 April 1901(GH Handschrift 2, 83 recto) rather than 10 May 1918(97). Uvanovic mentions Buddhism only in passing, yet seems to sense its importance. Let us hope that the second edition he promises in his post scriptum will address the omission. With the exception of Daria Santini's book on the Atriden, which has just appeared, this monograph is the latest in the organic development of Gerhart Hauptmann criticism. It was inevitable that the tirade-and-inuendo-approach of deconstruction would succumb to carefully reasoned critical method. Yet for those convinced by the opinions of Kerr, Brescius, Erdmann et al, Uvanovic's book will affront. The controversy will continue, but critics to come will have to deal with the material he has presented in a manner other than an attack on its political incorrectness. One would hope that the many typographical errors, no doubt the result of rushing this important piece to press, will not sway the reader in search of accuracy. Philip Mellen, Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg Seminar. A Journal of Germanic Studies