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Schöpfungsauftrag im biotechnischen Zeitalter. Eine Ambivalenz zwischen kultivieren und konservieren

Die Schöpfung als der religiöse und biblische Begriff der jüdisch-christlichen Tradition und somit der Grundbegriff der Schöpfungstheologie bildet die Basis zur Bewertung der menschlichen Handlung an der Natur, darunter auch im biotechnologischen Zeitalter. Dem biblischen Schöpfungsverständnis nach ist der Schöpfungsbegriff umfassender als seine nichtreligiöse Entsprechung Natur und Umwelt, da er das Ganze der Wirklichkeit in ihrem theologischen Verweischarakter und Zusammenhang reflektiert. Vor dem Hintergrund der ökologischen Krise und des daraus gewachsenen Bewusstseins über die Bedeutung menschlicher Handlung in der Natur werden die biblischen Aussagen kritischer denn je zuvor gelesen. Es werden zunächst die beiden biblischen „Schöpfungsdarstellungen“ unter dem Blickwinkel ihres jeweiligen Schöpfungsauftrages befragt, inwieweit sich aus dem ursprünglichen Gottesauftrag – sich die Erde zu unterwerfen (Gen 1, 26) bzw. sie als den Garten von Eden zu bebauen und zu hüten (Gen 2, 15) – ein Bezug auf die grüne Gentechnik als gegenwärtige Pflanzenkultivierung herstellen lässt. Das biotechnische Zeitalter bringt den homo technicus wie keine andere Epoche ins Spannungsfeld des Schöpfungsauftrages von Kultivieren und Konservieren. Seine Errungenschaften eröffnen ihm immer größere Möglichkeiten für Neuschaffung, jedoch mit der Erfahrung, sowohl der positiven als auch der negativen Auswirkungen, die ihm die Notwendigkeit des Bewahrens ständig ins Bewusstsein rufen. Auf jeden Schritt und Tritt seines Bewegens im Neuland der biotechnischen Erfindungen und Entdeckungen ist er der Versuchung ausgeliefert, das Gleichgewicht zwischen Verändern und Erhalten zu missachten, und den scheinbar einfacheren – in jedem Fall verlockenderen – Weg einzuschlagen, indem er alles technisch Machbare tatsächlich verwirklicht. Dass nicht jede Kultivierung zugleich eine gewollte Kultur schafft, zeigt unter anderem auch die lange Geschichte der Pflanzenkultivierung auf, mit ihrer Überfülle an Fällen, wo Kultursorten zu verheerenden Veränderungen in der ökologischen und agronomischen Systemen geführt haben. Eine verfehlte Kultivierung ist jede, die auf Kosten der biologischen und genetischen Vielfalt der Pflanzen und Tierwelt geht, womit die Verarmung und Verminderung der landwirtschaftlich genützten und wildlebenden Exemplare verbunden ist.

Schöpfung, biotechnischer Zeitalter, kultivieren, konservieren, Erde, Verantwortung

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