Kroatien als Immigrationsland: Transnationale soziale Räume der albanischen, bosniakischen und chinesischen Immigranten (CROSBI ID 46148)
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Božić, Saša ; Kuti, Simona
njemački
Kroatien als Immigrationsland: Transnationale soziale Räume der albanischen, bosniakischen und chinesischen Immigranten
Ein kolonialer Blick auf die Thematik der Migration in Südosteuropa lässt keinen Platz für die Idee der Einwanderung (in die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien), es sei denn es handelt sich um die Rückwanderung ehemaliger Gastarbeiter und ihrer Familien. Die Region wird in den westlichen Sozialwissenschaften primär als Migrationsreservoir für die entwickelten Ökonomien Europas v.a. Deutschlands, der Schweiz und Österreichs betrachtet. Tatsache ist aber, dass die Ökonomien und die politischen Zusammenhänge mancher südosteuropäischer Länder zunächst die interne und nach 1992 die internationale Immigration ermöglicht haben. So gab es bereits in den 1960er Jahren eine intensive Einwanderung bosnischer Arbeiter nach Slowenien und teilweise auch nach Kroatien. Viele albanische Kleinunternehmer und Handwerker (Bäcker, Zuckerbäcker und Goldschmiede) und ihre Familien aus dem Kosovo ließen sich in anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawien, v.a. in Slowenien, Kroatien und Nordserbien (Vojvodina und Belgrad) nieder. In den 1990er Jahren fanden chinesische Kleinunternehmer in Südosteuropa eine ökonomische Nische für chinesische Produkte, chinesische Restaurants und kleine Geschäfte. Sie entwickelten ein transnationales Migrantennetzwerk mit Belgrad und Budapest als Zentren, das sich in den letzten zehn Jahren noch ausweitete. Ein kolonialer Blick auf die Thematik übersieht auch eine soziale Entwicklung, die keineswegs nur westliche Immigrationsländer auszeichnet. Die ehemaligen Gastarbeiter und andere Immigrantengruppen in Südosteuropa entwickeln nämlich auch transnationale soziale Räume. Der Forschungstrend im Bereich Migration, besonders in der Soziologie und Sozialanthropologie wird von den Ansätzen von Ludger Pries, Thomas Faist, Nina Glick Schiller u.a. dominiert. Derselbe theoretische Zugang kann in der Zwischenzeit auch auf südosteuropäische Gesellschaften angewendet werden. Der Fall der albanischen, bosniakischen und chinesischen Immigranten in Kroatien zeigt, dass die Immigrationsprozesse und die transnationalen gesellschaftlichen Trends in Südosteuropa zu Unrecht vernachlässigt wurden. Die nationale Grenzziehung in den 1990er Jahren hat nicht nur aus den ehemaligen Staatsbürgern Jugoslawiens neue nationale Minderheiten gemacht, sondern auch die Migrationsprozesse, die früher als interne und „unproblematische“ Migration eingestuft und vernachlässigt wurden, sichtbar gemacht. Die dichten und dauerhaften Netzwerke dieser Migranten und ihrer Kinder, die mehrere Nationalstaaten und Lokalitäten umspannen und im Alltag die geographische Distanz relativieren und überbrücken, werden zu transnationalen sozialen Räumen. Der Alltag vieler Migranten, ihre Aktion und Planung ist von der Praxis ihrer Familienmitglieder und Freunde an mehreren Orten stark beeinflusst und manchmal klar strukturiert. Die Ressourcen in solchen transnationalen Verbindungen sind überaus relevant für die Orientierung und die biographischen Projekte aller Beteiligten, sehr oft relevanter als die lokalen Verbindungen und Verpflichtungen sozialer und institutioneller Art.
Transnationale soziale Räume; Immigration; albanische, bosniakische, chinesische Migranten; Kroatien
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engleski
Croatia as an Immigration Country: Transnational Social Spaces of Albanian, Bosniak and Chinese Immigrants
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transnational social spaces; immigration; Albanian, Bosniak, Chinese migrants; Croatia
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245-276.
objavljeno
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Gast:arbeit. Gehen – bleiben – zurückkehren. Positionen zur Arbeitsmigration im Raum Ex-Jugoslawien
Welebil ; Angelika ; Nuber ; Jörn
Beč: Edition Art Science
2012.
978-3-902864-00-0