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Liebe und/oder Ideologie in Hedwig Courths-Mahlers Romanen

Hedwig Courths-Mahler (1867-1950) kann, gemessen an der Auflagenzahl ihrer Bücher, als eine der erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen aller Zeiten gesehen werden. Sie ist zum Symbol trivialer Liebesromane, aber auch zu einer Art Ikone der romantischen Liebe im 20. Jahrhundert geworden. Leserinnen (wie auch Leser) fanden in ihren Romanen nicht nur eine inspirierende Liebesgeschichte, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, beziehungsweise den Glauben an eine utopische Welt, in der das Gute immer das Böse besiegt. Gerade ihr großer gesellschaftlicher Einfluss, insbesondere aus feministischer Perspektive, ist Gegenstand einer über die Literatur hinausgehenden Kritik geworden, die sich mit dem indirekten politischen Einfluss der Autorin auseinandersetzt. Trotz ihrer Bemühungen sich als Autorin von Liebesromanen, oder der sogenannten „Märchen für Erwachsene“, völlig unpolitisch zu erweisen, zeigt die Analyse im umfassenderen Kontext, dass die Idealisierung unterwürfiger Frauenfiguren die emanzipatorischen Bestrebungen der Frauen negativ beeinflusst und damit zum Erhalt patriarchalisch-autokratischer Strukturen beigetragen hat. In ihren Romanen sind Ambitionen und der Wunsch nach Unabhängigkeit unvereinbar mit der idealen, „echten Weiblichkeit“: Die Heldinnen leben in einer Welt, die streng durch die Grenzen wünschenswerter Verhaltensmuster und gesellschaftlicher Normen bestimmt ist. Um am Ende mit Glück in Form einer Ehe mit einem geliebten Mann belohnt zu werden, müssen sie gegenüber Politik und dem öffentlichen Leben gleichgültig, demütig, fleißig, unerfahren in der Liebe und opferbereit sein. Angesichts der Tatsache, dass ihre Romane hohe Auflagen erreichten und damit einen bedeutenden Einfluss auf breite gesellschaftliche Schichten hatten, kann man trotz des Versuchs der Autorin, sich von der Politik zu distanzieren, von der gesellschaftspolitischen Wirkung ihres Werkes sprechen. Ihre paradigmatischen Frauenfiguren wirken mit ihren Charaktereigenschaften und Werthaltungen als Apologeten der patriarchalen Ideologie und tragen zur Idealisierung der sogenannten konservativen Utopie bei. Während die einen die romantische Fiktion als harmlose Flucht vor der Realität verteidigen, greifen andere sie als perfides Mittel der sozialen Kontrolle an. In diesem Sinne ist es möglich, in den Liebesromanen von Hedwig Courths-Mahler die Verflechtung von Liebe und Ideologie, bzw. die Verwischung der Grenze zwischen ihnen, zu bemerken.

Hedwig Courths-Mahler, Liebesromane, konservative Utopie, Liebe, Ideologie

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